BCIX Keynote on Sustainability
In June 2022, the Berlin Internet Exchange (BCIX) invited me to give the keynote speech at their 20 year anniversary event in Berlin. The overarching theme of the event was 'Sustainability', hence my speech kicked-off the day.
The event & presentation was in German.
Presentation
Speech (in German)
Nachhaltigkeit
Als wir mit der SDIA vor 3 Jahren angefangen haben, war das Wort „Nachhaltigkeit“ noch nicht in Mode und ich musste jede Präsentation mit einer Definition beginnen. Und heute? Beginne ich diese Präsentation wieder mit einer Definition, weil er so oft benutzt wird das er an Klarheit und Bedeutung verliert.
Denn eigentlich geht es nicht nur um die Nachhaltigkeit, sondern um die nachhaltige Entwicklung unserer Gesellschaft und Wirtschaft - also ein Entwicklung die Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft in Einklang bringt und die Welt für die nächste Generation so hinterlässt wie wir sie vorgefunden haben.
Das englische Original „Sustainable Development“ wurde 1987 von der Brundlandt Kommission definiert.
Dazu gehören übrigens auch die Sustainable Development Goals - die globalen Entwicklungsziele.
So, das haben wir geschafft. Puh!
Was bedeutet das jetzt für uns alle? IT, Digitalwirtschaft, digitale Infrastruktur?
Das wir uns auch damit beschäftigen müssen wie wir unseren Sektor nachhaltig weiterentwickeln und gemeinsam einen Weg skizzieren wie wir „mehr digital“ haben können, ohne negative Umwelt- und Gesellschaftswirkung.
Wer sagt denn das es jetzt nicht nachhaltig ist?
Eigentlich niemand. Wenn man diese Überschriften liest, ist doch eigentlich alles in Ordnung? Wo ist denn jetzt das Problem? Und selbst wenn es Umweltwirkung gibt, die Digitalisierung macht insgesamt doch alles besser, Max!
Vielleicht ein kurzes Experiment: Wer in diesem Raum ist davon überzeugt das IT, Digitalisierung, ... heute schon nachhaltig ist? Wenn jetzt alle die Hand heben, dann kann ich aufhören.
Okay, aber trotzdem - eigentlich wissen wir nicht was das Problem ist, also was machen wir?
Erst mal Messen. Aber, wie misst man aber die Umweltwirkung von digitalen Produkten, von Fastly? Von einer Webseite? von einer Google Suche? Das geht!
Kommt mit auf eine kurze Reise...
Als ich vor 15 Jahren als mit der Software Entwicklung begonnen habe, sah die IT Welt noch so aus:
Eine Anwendung auf einem Server die von jemand benutzt wird
Der Server steht in einem Rechenzentrum und drumherum ist noch das Netzwerk gespannt
Dann kam alle 2-3 Jahren eine neue Abstraktionsschicht
Und die Anwendung bewegt sich immer weiter von der eigentlichen Infrastruktur weg
Erst Virtualisierung
Dann Containerisierung
und aktueller heißer Scheiß: Serverless
Ironisch das Serverless aber immer noch auf einem Server läuft
Und dann kam die komplette Abstraktion von IT Infrastruktur: Cloud Infrastruktur
Jetzt weiß ich nicht mal mehr in welchem Rechenzentrum ich wirklich unterwegs bin. Und die Illusion ist komplett: Ich kann unendlich viele Ressourcen für meine Software nutzen.
Und jetzt versuchen wir die physischen Auswirkungen - die Umweltwirkung der Anwendung zu messen?
Das geht nur dann wenn wir unser Modell, unsere Betrachtungsweise vereinfachen.
Also haben wir zuerst ein einfaches Modell definiert
Ich weiß das jeder ITler mir gleich eine Bierflasche an den Kopf wirft, aber kommt einen Moment mit mir mit.
Digitale Infrastruktur produziert Ressourcen.
Die nächste Schicht weißt bzw. stellt diese Ressourcen einer oder mehren Anwendungen zur Verfügung.
Die Anwendung verbraucht diese Ressourcen um ein Produkt oder einen Service für Nutzer bereitzustellen.
Das Modell lässt sich fast auf alles Anwenden - digitale Infrastruktur kann ein Smartphone oder Laptop sein, die Ressourcenzuweisung macht dann das Betriebssystem für die Anwendung(en) die gerade parallel laufen. Es kann aber auch ein Data Center mit 10 Servern sein, die virtualisiert sind.
Der Schlüssel in diesem Modell ist die Idee der digitalen Ressource
Denn Software existiert nicht im physischen Raum, sie kann also keine Umweltwirkung haben. Jedoch kann die Erschaffung der Ressourcen die die Software verbraucht sehr wohl eine Umweltwirkung haben.
Ein Computer tut am Ende nichts anderes als Rohstoffe und Strom in Rechenleistung, in digitale Ressourcen zu Wandeln (und Wärme dabei zu erzeugen).
Wenn ich also jeder Ressource eine Umweltwirkung zuweisen kann, und ich weiß wie viele Ressourcen eine Anwendung verbraucht
Dann wird es auf einmal viel einfacher zu Messen und zu Bestimmen wie viel Umweltwirkung sich in einer Software Anwendung verbirgt.
Und mit der Idee der digital Ressourcen kann über die gesamte Wertschöpfungskette Transparenz schaffen.
Am Ende können wir damit die Umweltwirkung aller digitalen Produkte, aller Anwendungen messen
Und die Summe all dieser Dienste und Produkte stellt eine Orientierung für die Gesamtwirkung der Digitalwirtschaft da.
OK, messen können wir es, aber wie sieht nun der Pfad zur Nachhaltigen Entwicklung des Digitalsektors aus?
Klären wir zuerst mal die Verantwortungen. Wer ist eigentlich für die Umweltwirkung verantwortlich?
Der Nutzer ist für die sinnvolle Nutzung verantwortlich. Man sollte sein Auto auch nicht im Kreis fahren, selbst wenn es mit grünem Strom fährt.
Die Hersteller von Software, von digitalen Produkten sind dafür für verantwortlich die Ressourcenverbräuche und damit verbundene Umweltwirkung dem Nutzer gegenüber transparent zu machen und zu minimieren. Auch sollten digitale Ressourcen genutzt werden die mit einer minimalen Umweltwirkung erzeugt worden sind.
Bei der Zuweisung von Ressourcen sollte die Verschwendung von Ressourcen vermieden bzw. Leerlauf reduziert werden.
Und digitale Infrastruktur muss nachhaltige Ressourcen erzeugen und entsprechend transparent die Umweltwirkung pro Ressource kennzeichnen.
Wenn die Verantwortungen klar sind, können wir Werkzeuge und Transparenz schaffen die eine nachhaltige Entwicklung von Digitalwirtschaft und Digitalisierung möglich machen
und daran arbeiten wir bei der SDIA.
zum Beispiel an einer Kennzeichnung für digitale Produkte und Dienstleistungen für Nutzer
Oder einer Kennzeichnung für digitale Ressourcen
Oder ein Standard für die Umrechnung von digitalen Ressourcen in Umweltwirkung
Und noch einiges mehr.
Mit diesen Werkzeugen können wir den Weg in Richtung nachhaltiger Entwicklung ebnen. Es gibt noch viel zu tun wie z.B. die Sozialwirkung messbar zu machen, aber es ist ein Anfang.
Und jetzt können wir uns Fragen: Welche Rolle will Europa, will Deutschland, oder Berlin in der Gestaltung einer nachhaltigen Digitalwirtschaft spielen?
Wenn wir in Europa und in Deutschland positiven Einfluss auf das Internet, die Digitalisierung, die Digitalwirtschaft nehmen wollen, dann nicht mit dem Gedanken der Souveränität, der Isolation, des Sicherheitsgedankens.
Sondern in dem wir vorangegangen sind und den Weg zur einer nachhaltigen Entwicklung des Digitalsektors aufgezeigt und konsequent umgesetzt haben. Eben zeigen das es auch anders gehen kann. Und das wir mit Transparenz und Nachhaltigkeit globalen Wettbewerb machen können.
Vielen Dank.